
Von Daniel Kolenda
Der Auftrag des Heiligen Geistes
Wenn es um das Thema Heiliger Geist geht, herrscht innerhalb der Gemeinde viel Verwirrung und Missverständnisse – Besorgnis, manchmal Angst, manchmal sogar Missbrauch. Wenn du schon lange genug in der Gemeinde unterwegs bist, weißt du, wovon ich rede. Das Thema „Geist“ scheint für Gläubige ständig ein Stolperstein zu sein. Entweder vernachlässigen sie das Wirken des Geistes oder sie missbrauchen es. Und eigentlich ist Missbrauch auch Vernachlässigung bzw. Vernachlässigung ist eine Form des Missbrauchs. Es ist also nur eine Frage, an welchem Ende des Spektrums der Heilige Geist missverstanden wird.
Das sollte nicht so sein, denn der Heilige Geist Gottes wurde um der Gemeinde Jesu Christi willen ausgegossen. Wir sollten verstehen, wer Er ist und was Seine Mission ist. Wir werden uns eine Geschichte aus 1. Mose 24 ansehen, die eigentlich ein Typus – eine Vorschattung – von etwas ist, das wir im Neuen Testament entdecken.
Ein Schatten tieferer Realitäten
Was meine ich mit einem Typus? Das Alte Testament ist voller Symbole und Geschichten – Erzählungen, die für sich genommen unterhaltsam sind und oft moralische Lehren enthalten. Aber wenn wir zum Neuen Testament kommen, erkennen wir plötzlich, dass diese Geschichten nur Schatten viel tieferer geistlicher Realitäten waren – Realitäten, die wir nicht vollständig begreifen konnten, bis Jesus kam und wir die volle Offenbarung von Gottes Erlösungsplan durch Ihn erhielten. Nehmen wir zum Beispiel die Geschichte von Noahs Arche. Es ist eine dramatische Erzählung von Gericht und Erlösung – wie Gott die Welt durch eine Flut zerstörte, aber eine Familie rettete. Durch diese Familie bewahrte Er die Menschheit. Das ist eine unglaubliche Geschichte. Aber wenn wir zum Neuen Testament kommen, stellen wir fest, dass die Arche selbst ein Symbol für Christus ist. Jesus sagte: „Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er gerettet werden.“ Gottes Gericht kam in Form der Flut – aber es gab einen Ort der Erlösung: die Arche, die Jesus vorschattete.
Ein Bild göttlicher Romantik
Schauen wir uns nun 1. Mose 24 an, ein Kapitel, das uns ein weiteres Symbol gibt – ein Bild göttlicher Romantik. Wir alle mögen Romantik. Und weißt du was? Gott auch. Gott ist sehr romantisch. Die Bibel ist voller Romantik. Und dies ist die Geschichte einer menschlichen Romanze, die eine göttliche widerspiegelt. Hier ist die Ausgangslage: Abraham, der Vater unseres Glaubens, lebte in Ur in Chaldäa, als Gott ihm erschien. Und Gott sagte etwas Radikales:
„Steh auf! Verlasse deine Familie, verlasse das Haus deines Vaters und geh in ein Land, das ich dir zeigen werde!“
Ist dir bewusst, dass Gott niemals etwas Großes in deinem Leben tun wird, ohne dich zuerst aus deiner Komfortzone herauszurufen? Du wirst niemals deine Bestimmung erfüllen, wenn du an dem Ort bleibst, der dir vertraut ist. Jeder möchte das Zeugnis, aber niemand möchte die Prüfung. Abraham war der Erste, der dies erlebte: „Wenn du etwas Größeres willst“, sagte Gott zu ihm, „musst du das Alte hinter dir lassen.“
Also gehorchte Abraham. Keine Karte. Kein GPS. Keine Koordinaten. Nur: „Vertraue mir!“
Jesus ist der Preis
Warum sagte Gott Abraham nicht, wohin er gehen sollte? Weil Gott Abraham nicht zu seiner Bestimmung schicken wollte – Er wollte ihn dorthin führen. Am Ende entdeckte Abraham etwas Erstaunliches: Das Land war nicht die Belohnung. Das Erbe war nicht der Preis. Gott selbst war es. „Ich bin deine überaus große Belohnung“, sagte Gott.
Ich habe vor Millionen gepredigt – fast 50 Millionen Menschen. Und manche denken, das sei der Höhepunkt des Dienstes. Aber die Faszination, vor großen Menschenmengen zu sprechen, verfliegt schnell. Als die Lichter erloschen waren und ich allein in meinem Hotelzimmer war, habe ich den wahren Schatz entdeckt. Es ist nicht die Menge. Es ist nicht der Applaus. Es ist Jesus. Er ist der Preis.
Also gehorcht Abraham Gott und findet sich in einem neuen Land wieder. Aber jetzt hat er einen Sohn – Isaak –, der noch unverheiratet ist. Und Abraham möchte nicht, dass er eine dieser kanaanitischen Frauen heiratet. Abraham schickt seinen Diener Elieser zurück in seine Heimat, um eine Frau für Isaak zu finden, eine Frau, die mit seiner Familie verbunden ist. Elieser reist weit, ohne zu wissen, ob sich in Ur überhaupt noch jemand an Abraham erinnert. Schließlich kommt er an einem Brunnen an, dem örtlichen Treffpunkt, und betet:
„Herr, lass die richtige Frau mir Wasser anbieten und dann auch meinen Kamelen Wasser geben.“
Das ist eine große Bitte. Kamele trinken viel. Aber noch bevor er sein Gebet beendet hat, kommt eine schöne junge Frau – Rebekka – hinzu. Er bittet sie um etwas zu trinken, und sie sagt:
„Herr, ich werde dir nicht nur Wasser geben, ich werde auch deine Kamele tränken.“
„Er ist stark, er ist weise, er ist reich!“
Halleluja! Der Herr sorgt für uns! Rebekka bringt ihn zum Haus ihres Vaters. Elieser lernt die Familie kennen und spricht vom ersten Moment an über eine Person: Isaak. Er schwärmt von Isaak. „Er ist stark, er ist weise, er ist bescheiden. Er hat breite Schultern und ein Herz aus Gold.“ Und dann fügt er hinzu: „Er ist reich – reich mit einem großen R.“
Er öffnet die Schatzkiste und überschüttet die Familie mit Geschenken – nicht, um sie für sich zu gewinnen, sondern um ihnen die Herrlichkeit Isaaks zu zeigen. Und was passiert? Sie verlieben sich in Isaak, ohne ihn jemals gesehen zu haben. Schließlich fragt Elieser: „Kann Rebekka mit mir zurückkehren, um Isaak zu heiraten?“
Die Familie zögert, aber sie fragen Rebekka: „Willst du mit diesem Mann gehen?“
„Ich werde gehen“, sagt sie. Rebekka steigt auf das Kamel, und die Reise beginnt. In Vers 62 lesen wir, dass Isaak auf dem Feld meditierte. Er blickte auf und sah die Kamele näherkommen. Rebekka sah Isaak. Sie fragte Elieser: „Wer ist dieser Mann?“ Elieser antwortete: „Das ist mein Herr.“
Sofort verhüllte sie ihr Gesicht. Und dann ging sie direkt zu Isaaks Zelt. Keine Umwerbung. Kein Ehevertrag. Keine Verabredungen. Direkt vom „Hallo“ zur Hochzeitsreise. Warum? Weil bereits Liebe da war. Warum? Wegen dem, was Elieser getan hatte.
Das ist ein Bild. Abraham ist ein Typus des Vaters. Isaak ist ein Typus des Sohnes. Elieser ist ein Typus des Heiligen Geistes. Rebekka ist ein Typus der Gemeinde. Der Vater sendet den Geist, um eine Braut für den Sohn zu finden. Was sind nun die Geschenke, die Elieser Rebekka gab? Sie sind ein Typus der Gaben des Geistes. Und diese Gaben hatten nichts mit Elieser zu tun – sie dienten dazu, Rebekka noch mehr in Isaak verliebt zu machen.
Der Heilige Geist hat nur eine Botschaft: Jesus
Lass mich das klar sagen: Die Gaben des Geistes sollen nicht die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Sie sollen uns zu Jesus führen. Es ist geistlicher Ehebruch, wenn die Gaben von dem Geber ablenken. Wo immer der Heilige Geist wirklich wirkt, verlieben sich die Menschen mehr in Jesus. Wenn der Fokus auf den Manifestationen statt auf dem Mann liegt – sei vorsichtig! Das ist ein verführerischer Geist. Stell dir vor, Elieser hätte auf dieser Reise beschlossen, Rebekka für sich selbst zu wollen. Was wäre, wenn er ihre Aufmerksamkeit verführt hätte? Das ist es, was verführerische Geister tun – sie lenken die Zuneigung vom Bräutigam auf sich selbst. Aber Elieser hat das nicht getan. Vom ersten Treffen bis zur endgültigen Übergabe drehte sich alles um Isaak. Wenn der Heilige Geist wirkt, gibt es nur eine Botschaft: Jesus – Jesus – Jesus!
Wenn der Beistand gekommen ist, … so wird er von mir zeugen.
(Johannes 15,26 ELB)
„Er wird nicht aus sich selbst heraus reden. … Er wird mich verherrlichen.“ (Johannes 16,13.14 ELB)
Der Heilige Geist erhält in der Heiligen Schrift niemals einen persönlichen Namen. Warum? Weil es Seine Aufgabe ist, gesichtslos und namenlos zu sein – um das Rampenlicht auf den Sohn zu richten. Ja, Er hat viele Titel. Er ist der Tröster, Er ist der Ratgeber, Er ist der Heilige Geist. Er ist der Geist der Wahrheit. Er ist der Geist Gottes. Er ist der Geist Christi. Es gibt viele Titel, die beschreiben, was Er tut, aber Er hat nie einen Namen.
Das Gleiche sehen wir in der Geschichte von Elieser. Wir wissen, dass er Elieser hieß, weil er zuvor erwähnt wurde, aber in der gesamten Geschichte wird Eliesers tatsächlicher Name nie genannt – nicht ein einziges Mal. Die ganze Zeit über wird er nur als Diener bezeichnet. „Der Diener”, fast so, als wolle der Autor seine Identität aus der Geschichte herausnehmen, sodass wir ihn gar nicht bemerken. Unsere Aufmerksamkeit wird wieder auf die Braut und den Bräutigam gelenkt, wo sie hingehört. Der Heilige Geist ist gekommen, um Jesus zu offenbaren, deshalb ist Sein Name nicht wichtig.
Der Heilige Geist weist immer auf Christus hin
Der Auftrag des Heiligen Geistes ist es, Christus zu verherrlichen. Er kommt nicht, um sich selbst zu offenbaren, sondern um uns zu helfen, Jesus zu verstehen und zu lieben. Er lenkt unsere Aufmerksamkeit nicht auf sich selbst, sondern weist uns auf Christus hin. Sein Ziel ist es, den Retter ins Rampenlicht zu rücken, den Meister zu verherrlichen und zu sagen: Seht, das Lamm Gottes! Der Heilige Geist ist der Offenbarer Christi. Er spricht nicht in Seiner eigenen Autorität oder in Seinem eigenen Namen, sondern spricht die Worte Jesu und verherrlicht den Namen Jesu. Seine Aufgabe ist es, Jesus in unserem Leben real und gegenwärtig zu machen, damit wir Ihn kennenlernen und bekannt machen können. Er öffnet unsere Augen für die Schönheit Jesu, macht uns die Realität Seiner Liebe, Gnade und Erlösung bewusst und befähigt uns, Ihn mit anderen zu teilen. Der Geist macht Jesus real und verwandelt uns von innen heraus.
Was ist unsere Aufgabe?
Jetzt aufgepasst! Das ist nicht nur der Auftrag des Heiligen Geistes. Das ist auch unsere Aufgabe.
Wir sind dazu berufen, Menschen auf Jesus hinzuweisen, nicht auf uns selbst. Du bist der einzige Jesus, den viele Menschen jemals sehen werden. Also, weist du sie auf Ihn hin oder ziehst du sie zu dir selbst? Bewirkt die Art und Weise, wie du Ihn repräsentierst, dass sie sich in Ihn verlieben, oder führt sie dazu, dass sie Ihn beschimpfen, hassen und ablehnen wollen?
Ich habe noch eine weitere Frage: Ziehst du Menschen zu Christus hin oder ziehst du Menschen zu dir selbst hin? Bist du mehr um deinen eigenen Ruf besorgt? Das ist ein Grund, warum Menschen das Evangelium nicht weitergeben, weil sie sich Sorgen darüber machen, was andere über sie denken könnten. Sie sind mehr daran interessiert, selbst attraktiv zu sein, als Jesus in Seiner Schönheit darzustellen. Unsere Aufgabe ist es nicht, Menschen für uns zu gewinnen. Unsere Aufgabe ist es, Menschen für IHN zu gewinnen.
Sein Auftrag in uns
Hier schließt sich der Kreis. Der Heilige Geist ist da, um Menschen zu Jesus zu führen, nicht zu sich selbst. Auch wir sind da, um Menschen zu Jesus zu führen, nicht zu uns selbst. Aber hier liegt das Problem: Du kannst Jesus nicht aus eigener Kraft richtig vertreten. Das ist unmöglich. Du wirst niemals so schön sein wie Jesus, und Gott wusste, dass dies ein Problem sein würde, also hatte Gott eine Antwort darauf.
Weißt du, was Er getan hat? Christus Jesus starb. Er stand von den Toten auf. Er fuhr in den Himmel auf und sandte dann den verheißenen Heiligen Geist. Der Heilige Geist wurde ausgegossen, damit der Geist Gottes, der dazu da ist, die Welt zu Jesus zu führen, nun in dir lebt. Du wirst zu einem Werkzeug der göttlichen Allmacht. Du wirst zu einem Repräsentanten Christi, nicht weil du so großartig bist, sondern weil Gott selbst durch den Heiligen Geist in dir lebt und so Menschen zu Christus ziehen kann. Ist das nicht erstaunlich? Deshalb ist der Heilige Geist gekommen – nicht, um uns Gänsehaut zu bereiten, sondern um Jesus in Seiner Schönheit darzustellen.