Im „Land der tausend Hügel“

Kigali, Ruanda

Im „Land der tausend Hügel“.
Ruanda ist ein kleines bergiges Binnenland in Zentralafrika, das gern das „Land der tausend Hügel“ genannt wird.

Aufgrund seiner geologischen Beschaffenheit müsste es eigentlich sogar „Land der 7000 Hügel“ heißen. 
Das mäßig warme, klimagünstige Tropenhochland gilt als das am dichtesten besiedelte Gebiet ganz Afrikas.

Die Bevölkerung

Etwa 11,5 Millionen Menschen leben in dem kleinen Land, das eine bemerkenswerte  Bevölkerungsdichte von 431 Personen pro qkm besitzt, was noch deutlich über dem am dichtesten besiedelten Flächenstaat Europas, den Niederlanden, liegt. Die Fläche Ruandas ist vergleichbar mit dem deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz – das allerdings nur die Hälfte an Einwohnern zählt.

Jede Frau bringt im Durchschnitt 5 bis 6 Kinder zur Welt, weshalb auf politischer Ebene Pläne zur Einführung einer „Drei-Kinder-Politik“ bestehen. Weit über 40% der Bevölkerung sind Kinder unter 15 Jahren und das Durchschnittsalter liegt bei nur 18,7 Jahren. So gesehen ist Ruanda ein ausgesprochen „junges“ Land. Das Bevölkerungswachstum beträgt rund 2,1% jährlich. Frankreich oder Großbritannien liegen vergleichsweise bei 0,5%.

Die hohe Bevölkerungszahl ist die größte Herausforderung des Landes, das noch über relativ wenig Industrie verfügt. Belastet wird die Nation auch durch zahlreiche Flüchtlinge, die vor allem aus dem Kongo nach Ruanda kommen.

Die Wirtschaft

Ruanda ist ein Agrarland, in dem rund 90% der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft arbeiten und überwiegend für den Eigenbedarf Bananen, Mais, Süßkartoffeln, Erdnüsse und Maniok produzieren.
Die Bemühungen der Regierung, die Produktion auch auf Exporterzeugnisse wie Tee, Baumwolle, Sisal, Chinarinde und vor allem Kaffee umzustellen, haben bereits Erfolge verzeichnet und mittlerweile sind in der Stabilisierung und Wiederbelebung der Wirtschaft beachtliche Fortschritte erkennbar. Das Bruttoinlandsprodukt wächst seit 2004 um jährlich 4 bis 5 Prozent. Die vor einiger Zeit entdeckten Erdgasvorkommen zählen vermutlich zu den größten der Welt. Dennoch zählt das Land – noch – zu den ärmsten Nationen in Afrika. Ruandas wichtigste Handelspartner sind die Benelux-Staaten und Deutschland.

Derzeit versucht man, auch den Tourismus in das Land zu bringen. Anziehungspunkte sind vor allem drei Nationalparks, in denen neben einer faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt  auch die letzten Berggorillas weltweit leben.

Die Geschichte

Zusammen mit Burundi bildete Ruanda von 1884 bis 1916 das Grenzgebiet der Kolonie Deutsch-Ostafrika. Nach dem 1. Weltkrieg wurden beide Länder an Belgien übergeben, zunächst als Mandat des Völkerbundes, seit 1946 als Treuhandgebiet der UNO. 1962 wurde Ruanda unabhängige Republik.

Bereits zuvor traten die seit Langem bestehenden Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen der Hutu (über 80%) und der Minderheit der Tutsi offen zu Tage. Nach einem Flugzeugunglück, in dem die Präsidenten Ruandas und Burundis zeitgleich zu Tode kamen, brachen ab April 1994 in Ruanda schwere Unruhen aus, die zu einem Völkermord an etwa einer Million Menschen in nur 100 Tagen eskalierte. Es war eine regelrechte Entfesselung dämonischer Mächte. Damit einhergehend kam es zu einer Flüchtlingskatastrophe. Der Völkermord in Ruanda im Jahre 1994 begann in der Hauptstadt Kigali, die dabei in wenigen Wochen etwa 100.000 Einwohner verlor.

Die Religion

Über die Hälfte der Bevölkerung sind Katholiken, etwa 10% sind Muslime. Wie in anderen Teilen Afrikas ist das Problem des Synkretismus weit verbreitet. Der einheimische Ahnenkult wird von einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung unabhängig zur Religionszugehörigkeit weiterhin praktiziert. So gibt es beispielsweise den Ryangombe-Kult, der eine monotheistische Religion mit einem Schöpfergott (Imana) und einem irdischen „Repräsentanten“ dieses Gottes als Mittler (Ryangombe) ist und mit dem es zu einer unguten Vermischung mit christlichen Glaubensgrundsätzen kam, die schon auf die Kolonialzeit zurückgeht. Knapp ein Viertel der Einwohner sind Anhänger der alten Naturreligionen.

Seit Ende des Genozides haben sich erfreulicherweise bibelorientierte christliche Gemeinden und Kirchen gebildet, die inzwischen kontinuierlich wachsen. Dazu zählen neben Anglikanern, Presbyterianern, Methodisten und Baptisten auch charismatische Gemeinden und „Erweckungskirchen“.

Die Stadt Kigali

In der Metropole Kigali leben knapp 1,2 Millionen Menschen. Die Stadt, im Jahre 1907 vom damaligen deutschen „Residenten“ Richard Kandt zwischen dem Flusstal des Nyabarongo und den Bergen Jali und Kigali gegründet, ist heute die Hauptstadt und auch die mit Abstand größte Stadt Ruandas. Obwohl Kigali wenig südlich des Äquators liegt, bedingt die Höhenlage zwischen 1433 m und 1645 m ein mildes Klima. Die Stadt liegt am Akagera, einem der Quellflüsse des Nils.
Man sagt, dass Kigali heute eine der sichersten Städte in ganz Afrika ist. An fast jeder Straßenecke sind Soldaten oder Polizisten postiert, die insbesondere während der Nacht patrouillieren.

Amtssprachen sind Französisch und Kinyarwanda. Englisch wird größtenteils verstanden. Geschäftssprache ist Swahili.