Gedanken zum Muttertag von Evangeline Vandenberg

Mütter – Heldinnen im Hintergrund

In unserer Zeit der „Superhelden“ meint man, dass hinter jedem reisenden Evangelisten eine Super-Ehefrau steht. Doch diese eher oberflächliche Aussage wird diesen Frauen nicht gerecht. Sie sind so viel mehr: mutig, widerstandsfähig, demütig und einfallsreich. Und was am wichtigsten ist: Sie wissen, wie man betet.

„Bete, dass du deiner Berufung treu bleibst“

Ich begegnete Anni Bonnke zum ersten Mal 1981, als mein Mann und ich Mitarbeiter von CfaN in Witfield, Südafrika wurden. Dieser erste Kontakt fand statt, als wir uns zu einem Essen um ihren Wohnzimmertisch versammelten. Damals wurde sie nur „Mama Bonnke“ genannt. Ich fand bald heraus, dass Liebe und Gastfreundschaft ihr diesen Namen eingebracht hatten. Sie legte besonderen Wert darauf, dass jedes Team-Mitglied regelmäßig an ihrem Tisch Platz nahm. Manchmal kam eine ganze Familie, doch oft waren wir auch nur eine Gruppe von Ehefrauen, die die Stellung hielten, während unsere Männer unterwegs waren. Dabei taten wir unser Bestes, um die Lücke der abwesenden Väter auszufüllen; insbesondere während den Krisenzeiten der Kindheit, die scheinbar nur darauf warteten, dass die Väter nicht da waren!

Mit der Zeit bekam ich mit, wie oft Anni Bonnke eingeladen wurde, auf Frauenkonferenzen zu sprechen. Ich fragte sie, warum sie diese Einladungen nie annahm. Ohne Zögern erklärte sie mir, dass Gott sie beide aufs Missionsfeld berufen hätte. Doch sie würde diese Berufung dadurch umsetzen, dass sie ihr Zuhause zu einem sicheren Hafen für ihren Ehemann und ihre Kinder machte. Durch sie verstand ich, dass auch meine Kinder die Abwesenheit ihres Papas durch den Filter meiner eigenen Gefühle und Erwartungen erlebten. Daher wäre es wichtig, meine Worte und meine Haltung nicht unüberlegt zum Ausdruck zu bringen. Später fragte ich sie, welchen Rat sie einer jungen Frau mit kleinen Kindern und einem Ehemann, der viel auf Reisen war, geben würde. Sie lächelte: „Bete. Bete für deinen Mann und für deine Kinder. Bete, dass du deiner eigenen Berufung treu bleibst. Höre nicht auf zu beten.“

Herausforderungen mit Anmut und Würde begegnen

Reinhard Bonnke hat sich mittlerweile vom Tagesgeschäft zurückgezogen. Für CfaN ist mit Daniel Kolenda eine neue Zeit angebrochen. Seit 16 Jahren ist er mit Rebekah verheiratet, das Paar hat fünf Kinder. Rebekah Kolenda ist jetzt fast in derselben Situation, in der sich Anni Bonnke jahrelang befand. Sie begegnete Daniel auf der Bibelschule. Seine Leidenschaft für das Evangelium teilte sie von Anfang an mit ihm. Ich fragte sie, ob sie wusste, worauf sie sich einließ, als sich die beiden verlobten und sie antwortete: „Er erklärte mir, dass er mir nicht den amerikanischen Traum versprechen könnte: ein Haus, einen Hund und zwei Kinder. Doch eine Hütte in Afrika könnte er mir anbieten – mit echten Lehmböden. Dabei blieb ich ganz cool – da wusste er, dass er die richtige Wahl getroffen hatte!“

Doch wie so oft verblassen die Träume und Visionen angesichts der Realität. Das gilt insbesondere, wenn man ständig mit Zeiten des gemeinsamen Alltags und der räumlichen Trennung umgehen muss; Zeiten, in denen man die Kinder gemeinsam erzieht und dann wieder Krisen allein durchsteht. Rebekah bewältigt diese Herausforderungen mit Anmut und Würde. Als sie mich fragte, welchen Rat ich einer jungen Ehefrau und Mutter erteilen würde, gab ich ihr einfach das weiter, was ich vor Jahren von Anni gelernt hatte: „Die Haltung deiner Kinder wird einfach nur ein Spiegel deiner eigenen Worte und Einstellungen zur Abwesenheit deines Mannes sein“. Rebekah erzählte mir später, dass sie diesen Satz nie vergisst. Als Familie haben sie gelernt, die kostbare Zeit mit Daniel zu etwas Besonderem zu machen. Die Kinder lieben es, einfach mit ihrem Papa „abzuhängen“, wenn er zuhause ist. Es macht ihnen Spaß, bei CfaN-Events dabei zu sein und ich habe den Eindruck, dass es bereits einen oder zwei angehende Prediger unter ihnen gibt! 

Gott bahnt einen Weg!

Damals und auch heute gibt es neben den Bonnkes und den Kolendas natürlich viele weitere Ehepaare, die zum Team dazugehören.

Oft sieht man aufgrund der Art unseres Dienstes jedoch nur unsere Männer. Sie reisen für CfaN in alle Welt, um die gute Nachricht zu verbreiten. Die treue und starke Unterstützung ihrer Ehefrauen machen jedes gepredigte Wort und jeden gereisten Kilometer zu einem Sieg für das Reich Gottes, weil die Frauen bereit sind, ihre eigene emotionale Geborgenheit für das Evangelium zu opfern. Jede dieser Frauen musste bereits die eine oder andere Feuerprobe bestehen. Jede von ihnen hat bewiesen, dass „Gott nichts unmöglich ist.“ Sie alle sagen ausnahmslos, dass sie sich auch ein zweites Mal für ein solches Leben entscheiden würden.

Ich persönlich muss zugeben, dass es nicht immer leicht war – manchmal schienen die Herausforderungen einfach zu groß zu sein. Manchmal wurde von mir verlangt, Mut zu beweisen, den ich nicht wirklich hatte. Beispielsweise als das Team sich irgendwo in Afrika in Todesgefahr befand und ich nur noch meine Angst und Frustration vor Gott ausschütten wollte – doch um der Kinder willen äußerlich ganz ruhig blieb! Und dann hörte ich wieder die Worte, die mir so wertvoll geworden sind: „Seid still und ERKENNT, dass ich Gott bin.“ In dieser Stille wird die Erkenntnis geboren – in der wir uns vor dem Einen beugen, der schon das Ende kennt und nie von irgendetwas überrascht wird. Mein Zufluchtsort war immer der Lobpreis. Sehr oft sang ich unter der Dusche mit aller Kraft: „Gott wird einen Weg bahnen!“ Oder ich saß am Klavier und sang mich selbst in den „Frieden, der allen Verstand übersteigt.“  

Es gab Zeiten, in denen ich diesen Frieden wirklich brauchte! Eines Tages gingen beispielsweise meine Söhne, die damals noch sehr jung waren, zum Angeln an einen nahegelegenen Damm. Als ich vor der Küchentür ein Geräusch hörte, rannte ich nach draußen – nur um zu sehen, wie mein Jüngster von seinen Freunden herbeigetragen wurde. Er weinte vor Schmerzen und hatte eine tiefe Schnittwunde in der Fußsohle. Er war in Glasscherben getreten und die blanken Nervenenden kamen mir entgegen. Mein Herz hämmerte vor Angst, dass er die Beweglichkeit oder das Gefühl im Fuß verlieren könnte. „Warum scheinen die schlimmsten Unfälle immer dann zu passieren, wenn Pete nicht da ist?“, dachte ich. Erst später fing ich an zu zittern, als der Schock mit einholte. Dann wurde ich wieder ruhig und dankbar, dass kein bleibender Schaden eingetreten war. Ich könnte noch viele weitere Beispiele erzählen, und jede unserer Mütter im Team hat ihre eigenen Geschichten.

„Sei stark und mutig!“

Als Ehefrauen und Mütter sind wir der lebende Beweis dafür, dass Gottes Wort wahr ist: „Seid stark und mutig, fürchtet euch nicht und erschreckt nicht vor ihnen! Denn der HERR, dein Gott, er ist es, der mit dir geht; er wird dich nicht aufgeben und dich nicht verlassen“ (5. Mose 31,6). Kein Wunder, dass dies Rebekahs Lieblingsbibelstelle ist.

In unseren Erfahrungen als Ehefrauen und Mütter bei CfaN können wir uns leicht isoliert fühlen – schließlich ist unser Leben so anders. Doch ich habe immer wieder erlebt, dass in den Zeiten, in denen ich mich am einsamsten fühlte, ein Engel an meine Seite trat. Diese Erscheinung war jedoch weder strahlend weiß noch hatte sie Flügel. Es war jemand, der Worte der Ermutigung und des Lebens sprach und mich daran erinnerte, dass „Seine Kraft in unserer Schwachheit zur Vollendung kommt!“

„Gesegnet bist du, weil du geglaubt hast, dass der Herr tun wird, was er gesagt hat.“
Lukas 1,45